Vor einiger Zeit erwähnte ich hier, dass ich beim Blogwichteln des Frauennetzwerks Texttreff für einen Blog einen Gastbeitrag liefern durfte. Nun darf ich selbst Gastgeberin sein. Sachbuch-Expertin Cordula Natusch teilt ihr Wissen zur Bedeutung der Stimme für Autor:innen.
Wenn von der Stimme eines Autors oder einer Autorin die Rede ist, ist meist eine übertragene Bedeutung gemeint. Die individuelle Art zu kommunizieren soll auch in Texten deutlich werden. Aber die Aufforderung „Nutze deine Stimme“ kannst du als Autor und Autorin auch wortwörtlich verstehen.
Mit deiner Stimme dein Buch herstellen
Je nachdem, wie du dein Buch erstellst, veröffentlichst und vermarktest, kannst du deine Stimme an viele verschiedenen Stellen einsetzen.
Mit der Stimme schreiben
„Ich schreibe ein Buch!“ Dieser Satz löst sofort das Bild aus, dass sich da jemand über die Tastatur beugt und einen Text in den Computer eintippt. Es geht aber auch anders: Diktier deinen Text. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wirst du feststellen, dass du auf diese Weise deinen Text viel schneller fertigstellen kannst, als wenn du ihn eintippst. Das Diktieren geht schon mit der Spracherkennung unter Windows 10 sehr gut, wenn du sie auf deine Stimme trainierst.
Mit dieser Methode wird dein Text übrigens auch authentischer. Wer schreibt, neigt oft dazu, sich zu verkünsteln. Dann entstehen Sätze, die zu lang, zu passiv oder gespickt mit Fremdwörtern sind. Solche stilistischen Mängel fallen dir beim Diktieren eher auf und du kannst sie besser vermeiden.
Audiomitschnitte nutzen
Vielleicht hast du mit einer Stimme auch schon Material erstellt, das du für dein Expertenbuch nutzen willst. Liegen dir Audiomitschnitte deiner Vorträge oder Webinare vor? Oder hast du vielleicht Podcast-Episoden vorbereitet? Dann durchforsten diese Dateien doch einmal daraufhin, ob du Teile davon in deinem Buch verwerten kannst.
Du musst solche Mitschnitte übrigens nicht von Hand abschreiben. Im Internet findest du Transkriptionsservices, die dir diesen Schritt für wenig Geld abnehmen.
Mit deiner Stimme werben
Ist dein Buch erst einmal erschienen, geht es an die Vermarktung.
Lesungen veranstalten
Lesungen des Autors oder der Autorin beispielsweise in einer Buchhandlung, einer Bücherei oder auch im Internet gehören zu den bekanntesten Marketingmaßnahmen – auch bei nicht belletristischen Texten. Ein Kapitel aus einem erzählenden Sachbuch oder ein Vortrag passend zum Ratgeber unterhalten das Publikum und kurbeln die Verkäufe an. Und du hast bei Lesungen die Möglichkeit, direkt mit deinem Publikum zu kommunizieren und seine Meinung zu deinem Buch zu erfahren.
Audiobooks
Spätestens seitdem es möglich ist, auch Audiobooks im Selfpublishing zu veröffentlichen, sprechen immer mehr Autorinnen und Autoren ihre Bücher selbst ein. In den USA erscheinen viele Selfpublishingbücher mittlerweile gleichzeitig als im Print, als E-Book und als Audiobook.
Allerdings ist es nicht einfach, Bücher selbst einzusprechen. Nicht umsonst beauftragen Verlage in der Regel ausgebildete Schauspielerinnen und Schauspieler mit dieser Aufgabe. Wenn du das in die eigene Hand nehmen willst, brauchst du viel Übung und Vorbereitungszeit.
Interviews im Radio, im Fernsehen und in Podcasts
Ein Sachbuch oder ein Ratgeber ist ein ideales Mittel, um dein Wissen in die Welt zu tragen. Sind sie gut gemacht und hilfreich, wirst du für die verschiedenen Medien als Interviewgast oder -gästin interessant. Im Radio, Fernsehen, über einen Podcast oder auf einem Youtube-Kanal vermittelst du deine Kompetenz nicht nur über den Inhalt, sondern auch über die Art des Vortrags.
Trainiere deine Stimme
All das sind nur die offensichtlichsten Gelegenheiten, zu denen du deine Stimme bei der Produktion und Vermarktung deines Expertenbuchs einsetzen kannst. Je nach Projekt können noch ganz andere Gelegenheiten dazukommen. Vielleicht führst du selbst für dein Buch Interviews mit anderen Personen. Oder du stellst den Lesern und Leserinnen deines Buchs eingesprochene Musterdialoge als zusätzliches Material auf deiner Website zur Verfügung.
Je mehr Außenwirkung deine Stimme erzielt, desto wichtiger ist es, dass du sie trainierst und schulst. Für deine eigenen Notizen ist es zunächst einmal egal, wie gut oder schlecht du sprichst. Für den Eindruck, den du im Interview hinterlässt, oder für das Hörvergnügen, das dein Audiobook und deine Lesung deinen Leser und Leserinnen bieten, ist die Qualität deiner Stimme und deines Sprechens dagegen entscheidend.
Keine Pause, zu schnelles Einsprechen, falsche Betonungen – all das macht es den Zuhörern und Zuhörerinnen schwer, deinen Inhalten zu folgen. Die gute Nachricht: Die Stimme lässt sich für solche Einsätze trainieren. So gewinnst du mehr Souveränität bei Vorträgen und Co. und damit letztlich auch mehr Leser und Leserinnen.
Cordula Natusch
Lektorin und Redakteurin
Cordula Natusch ist Diplom-Germanistin und arbeitet als freie Lektorin, Redakteurin sowie Autorenberaterin für Experten und Expertinnen, die ihr Business mit einem Sachbuch oder einem Ratgeber voranbringen wollen. Sie verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Verlags- und Medienbranche und hat für so namhafte Verlage wie Carl Hanser, Duden, Haufe, WRS, Finanzbuchverlag, Deutscher Ärzteverlag, WEKA und andere Bücher und Reihen konzipiert sowie Texte lektoriert. Daneben berät sie Autoren und Autorinnen, die über das Selfpublishing veröffentlichen wollen. Ihren ersten Selfpublisher betreute sie bereits 2008.
In ihren Beratungen, in Vorträgen, Workshops, Seminaren und Webinaren möchte Cordula Natusch vor allem aufklären und die Position von Autorinnen und Autoren durch die Vermittlung von Wissen stärken. Mit ihrem Blog sowie in ihrem E-Mail-Newsletter gibt sie Tipps für mehr Orientierung im Dschungel des Buchmarkts. In der Vergangenheit war sie als Rednerin und Moderatorin auf der Frankfurter Buchmesse, auf dem Selfpublishing-Day und anderen Veranstaltungen dabei.
© Foto: Miriam Böttner