Wie ist das mit dem Sprechen…

Jüngst ist die Frage aufgepoppt, welche denn die häufigsten Fragen seien, die mir zum Thema Sprechen gestellt werden. Also, was die Teilnehmer_innen in Kursen oder Einzel-Coachings am drängendsten interessiere. Darüber musste ich erst ein wenig nachdenken. Tatsächlich gibt es aber so etwas wie die großen Drei. Und hier möchte ich sie gerne beantworten.

Wenn es um das Interesse am Sprechen geht, tauchen ganz allgemein vorwiegend klassische W-Fragen auf:

  • Wie funktioniert eine solche Ausbildung?
  • Wann oder wie schnell bin ich Profisprecher_in?
  • Was kann ich mit einer solchen Ausbildung alles anfangen?
  • Wo kann ich das lernen? (Ja, tatsächlich bekomme ich die Frage gestellt, nachdem ich mich als Coach zu erkennen gegeben habe. Häufig wird das damit argumentiert, dass Sprecherziehung und das Sprechen als Männerdomänen wahrgenommen werden.)

Die häufigsten tiefergehenden Fragen sind aber andere. Zumindest, was mich betrifft. Kolleg_innen werden vielleicht individuell andere Erfahrungen gemacht haben. Besonders häufig kommt die ungeduldige Frage:

Was kann ich schnell machen?

Wenn man dranbleibt, kann man bei der eigenen Sprecherziehung innerhalb weniger Wochen große Fortschritte erzielen. Wichtig sind dabei von Beginn an, dass man sich beim Sprechen aufzeichnet, um für den weiteren Ausbildungsverlauf einen Vergleich zu haben und dass man diszipliniert und kontinuierlich an sich arbeitet. – Um niemand zu überfordern, nenne ich meist drei wesentliche Punkte:

  • Den Mund richtig öffnen beim Sprechen, um nicht zu nuscheln.
  • Zwischendurch summen, um die Stimmlippen fürs Sprechen aufzuwärmen und sich selbst zu entspannen. Am besten schon morgens.
  • Ausreichend Wasser oder ungesüßten Kräutertee trinken, um Mund und Stimmlippen bzw. die Schleimhäute feucht zu halten. 

Wie erkenne ich als Laie den Profi?

Tatsächlich haben manche Menschen eine sehr deutliche Aussprache und angenehme Sprechstimme. Für den Laien ist es daher mitunter schwierig zu erkennen, ob diese Person eine Sprechausbildung hat. Auch hier sind es mindestens drei Punkte, an denen man sich orientieren kann:

  • Atmen: Wer im Radio oder in einem Podcast direkt vor dem Mikrofon wiederholt hörbar einatmet und unberücksichtigt lässt, dass Hörer_innen vielleicht gerade über Kopfhörer zuhören und ihnen damit Schmerzen bereitet, hat zumindest die Ausbildung noch nicht beendet. Ganz grundsätzlich steht das Atmen am Beginn der Ausbildung. Wer nicht richtig atmet, kann daher kein_e Profisprecher_in sein.
  • Nuscheln: Sprechen ist auch immer ein An-sprechen. Daher kann es nur eine Richtung geben – und das ist hinaus aus dem Mund. Wer in sich hineinspricht, hat wohl nichts zu sagen und ist somit bestimmt kein Profi.
  • Last but not least einzelne Wörter: Ist bei folgenden Wörtern ein »R« zu hören, dann ist der Sprecher oder die Sprecherin jemand, der vielleicht »schön« spricht, aber keine professionelle Sprechausbildung genossen hat:

Der Erste – Wert – werden

Natürlich gibt es noch weitere Wörter, die zeigen, dass sich hier nur jemand bemüht, wie ein Profi zu klingen. Die angeführten Wörter sind in Informationssendungen, Werbespots, TV-Trailern und dergleichen jedoch besonders häufig zu hören

Wo finde ich Vorbilder?

Dazu könnte man sagen: Es kommt darauf an. – Es kommt nämlich etwa darauf an, ob man sich an der bundesdeutschen Sprechweise orientieren möchte oder an der gepflegten österreichischen. Allgemein finden sich derzeit nur wenige als Vorbild geeignete Profis hinter den Mikros von Radio- und TV-Stationen. Wenn es um die deutliche Aussprache, die Atmung und das Setzen von Pausen geht, sind es immer noch Schauspieler_innen, die man während der eigenen Ausbildung im Auge haben sollte. Und das eben auch, wenn es nicht um das Erlernen von Bühnensprache, sondern von Mediensprache geht. In Österreich waren das in den vergangenen Jahrzehnten vorwiegend Schauspielerinnen und Schauspieler des Theaters in der Josefstadt. Sie agieren im Übrigen nicht ausschließlich auf der Bühne, sondern vielfach in österreichischen Erfolgsserien. Zu hören sind sie daher im linearen Fernsehen oder in älteren Aufnahmen in der Österreichischen Mediathek. Wer sich mehr am bereits sehr verbreiteten bundesdeutschen Idiom orientieren möchte, ist bei synchronisierten US-Serien wie auch bei Burgtheater-Schauspieler_innen gut aufgehoben.

Welche Fragen zur Sprechausbildung brennen dir auf der Seele? Schreib sie doch einfach in die Kommentare!

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