Schüchterne, introvertierte oder schlicht zurückhaltende Menschen werden das vielleicht kennen: Sich vor fremden Leuten hinzustellen und einfach drauflos zu sprechen, weil zu einem bestimmten Thema etwas gesagt werden muss, bedingt, eine innere Hürde zu überwinden. Die Gedanken wandern womöglich im Kreis. Man möchte die Aufmerksamkeit aller auf sich ziehen und gleichzeitig kurz und knapp etwas beitragen; es schnell hinter sich bringen. Mitunter kommt einem hier jedoch das soziale Grunzen in die Quere, also all die *ähms* und *ähs*, die lediglich Gedankenpausen füllen und mehr stören, als dass sie für Zuhörende einen Mehrwert haben. Dabei lässt sich sprechen trainieren. Es bedarf keiner stundenlangen Trainings – wobei auch das möglich wäre – sondern nur regelmäßiger 10-Minuten-Einheiten. Hier ein paar einfache Beispiele, wie sich das Sprechen in stillen Momenten auch ohne textliche Unterlagen üben lässt.
1. Beschreibe ein Bild
»Das Bild zeigt eine junge, dunkelhaarige Frau vor einer weißen Wand. Sie trägt einen Kurzhaarschnitt. Eine Strähne fällt ihr frech in die Stirn. Die Augen sind grün und freundlich. Sie grinst der Betrachterin breit entgegen.«
Mit derart kurzen Sätzen kannst du ein Foto aus dem letzten Urlaub, aus einer Illustrierten oder ein über eine Suchmaschine gefundenes Bild beschreiben. Dir sind bei einer solchen Bildbeschreibung keine Grenzen gesetzt. Die Kürze der Sätze entspricht unserer Art, miteinander zu sprechen. Es gibt keinen Nominalstil und keine Schachtelsätze. Diese Übung kannst du jederzeit machen, wenn du alleine bist. Ein Tipp: Zeichne dich dabei auf und überprüfe die Länge deiner Sätze, deine Lautstärke beim Sprechen und deine Betonungen. Das ermöglicht dir gleichzeitig, dich an deine Stimme zu gewöhnen, wie andere sie hören.
2. Sei ein sprechendes Objekt
Diese Übung geht ein wenig ins Phantastische. Wer daran gewöhnt ist, Objekte zu personalisieren, wird damit aber kein Problem haben. Hast du etwa als Kind mit einem Stofftier oder einer Puppe gesprochen oder als Erwachsene*r auf dein Auto eingeredet? Gewöhnlich ist derartiges ein Monolog. Das Objekt spricht nicht zurück. Wie aber wäre es, wenn das Objekt erzählte?
Stell dir vor, dein Smartphone könnte mit dir sprechen! Was würde es dir erzählen? Was erlebt es in deiner Handtasche, deiner Hosentasche oder an deinem Ohr? Setz dir auch hier keine Grenzen und erzähle dir diese oder die Geschichte eines anderen frei gewählten Objekts.
3. Versuche dich an Alliterationen
Alliterationen als Übungen sind all jenen, die bereits Basiskenntnisse in Sprechtechnik haben, aufs Beste bekannt. Die Zungenbrecher, die bekanntlich unter anderem dazu dienen, ein Gefühl fürs Tempo zu bekommen, sind derartige Alliterationen. Zu den bekanntesten zählen
Fischers Fritz fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritz.
Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid. Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut.
Wir Wiener Wäschermädel würden weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo warmes Wasser wäre.
So bequem es ist, die vorhandene Fülle an Zungenbrecher zur Verfügung zu haben, so viel kreativer ist es doch, sich selbst Alliterationen auszudenken. Nimm einen x-beliebigen Buchstaben und versuche dich an deiner ganz persönlichen Alliteration oder deinem individuellen Tautogramm.
Ich wünschte, die Idee zu diesen Übungen wären mir selbst und ganz spontan gekommen. Tatsächlich habe ich mich von Sarah Christiansen inspirieren lassen, die in ihrem Blog ganz ähnliche Übungen fürs kreative Schreiben empfiehlt.
Bei Interesse an einem individuellen Sprech-Coaching mit vielen weiteren Übungen kannst du dich gerne jederzeit bei mir melden!