Die Maske im Gesicht oder – wie es richtig heißt – der Mund-Nasen-Schutz (MNS) stellt uns vor Herausforderungen. Wir müssen darauf achten, ihn nicht sinnlos um den Hals baumeln zu lassen oder womöglich nur den Mund damit zu bedecken, während sich Tröpfchen aus der Nase fröhlich verbreiten können. – Und richtig aufgesetzt fordert uns die Maske beim Sprechen.
In den bisherigen kostenlosen Webinaren waren „Atmen & Sprechen“ die beiden großen Themen. Es ist jetzt wohl klar, was beides miteinander zu tun hat, wie du ökonomisch atmest, usw. Außerdem habe ich kürzlich die „Checkliste fürs Sprechen“ kreiert, die du gerne kommentieren kannst, wenn du dazu Anmerkungen hast. Heute wende ich mich einem anderen Thema zu. Und zwar: Wie spreche ich mit einer Maske im Gesicht?
Eines ist sicher: Es ist für alle schwierig, auch für SprecherInnen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es schlicht ungewohnt ist. Wie vieles andere auch, lässt sich das aber trainieren und damit in den nächsten Wochen erlernen.
Die Maske im antiken Schauspiel
Man könnte jetzt denken: So schwer kann das doch eigentlich nicht sein! Immerhin sprachen die ersten Schauspieler*) in der Antike mit und aus einer Maske. Der Unterschied ist allerdings ein großer. Denn die antike Maske befand sich als Ganzes auf dem Gesicht und verfügte über eine Mundöffnung. Das sollte einen Verstärkereffekt haben und führte dazu, dass die Stimme klarer klang.
Auch wenn nun unsere Maske dieser Tage nichts mit der Maske antiker Schauspieler zu tun hat: Anstrengend war es dennoch, wenn man bedenkt, dass sich Schauspieler des Altertums in Maske und Kothurn bewegten.
Was aber macht den MNS nun so schwierig fürs Sprechen und vor allem: Wie gehen wir damit um?
Schwierig ist es vor allem für jene, die ohnehin nicht gerichtet sprechen. Wenn jemand auch ohne Maske gewöhnlich respektlos in sich hineinnuschelt, anstatt das Gegenüber an-zusprechen, wird dieser Effekt durch eine nun sichtbare Trennwand noch verstärkt. Ganz so schlimm, wie tatsächlich gegen eine Wand zu sprechen, ist es dann aber doch nicht. Daher nun ein paar Tipps:
Aufwärmen – Zwerchfellatmung – langsam sprechen
Das Aufwärmen der Stimme und der Sprechwerkzeuge sollte obligat sein. Unabhängig davon, ob der Mund beim Sprechen verdeckt ist oder nicht. Auch solltest du bewusst mit dem Zwerchfell atmen und entsprechend ebenso bewusst eine ausschließliche Brustatmung vermeiden. Zusätzlich ist es ratsam, einen Tick langsamer zu sprechen als gewöhnlich. Der Grund ist einfach: Wer langsam spricht, hält mit seiner Atemluft besser Haus. Umgekehrt heißt das: Wer schneller spricht, muss häufiger einatmen. Beim Ausatmen bzw. bei der Sonderform, dem Sprechen, dringt die Atemluft nur bis zur Maske vor. Es wird also darunter rascher warm.
Nach unten ausatmen – gerichtet Sprechen
Aber auch dagegen gibt es Abhilfe beim Atmen: versuche, die Unterlippe beim Sprechen ein wenig nach innen zu ziehen und dadurch die Atemluft nach unten abzugeben. Natürlich wird es dennoch warm unter der Maske, aber eben nicht so schnell, wie wenn man direkt gegen den Stoff vor dem Mund ausatmet. Zudem beschlagen die Gläser bei Brillenträgern nicht so rasch.
Beim Sprechen mit anderen geht es, wie schon erwähnt, auch immer darum, in deren Richtung zu sprechen und nicht etwa in die eigene, also in sich hinein. Sofern man bei einem Gespräch eine Maske trägt, sollte man noch mehr darauf achten, das Gegenüber nur ja direkt anzusprechen und nicht etwa zur Seite gerichtet oder gar mit dem Rücken zur Gesprächspartnerin, da der äußere Resonanzraum eingeschränkt ist. Nachdem die Maske die Stimme dämpft, darf man gerne auch etwas lauter sprechen.
An der Mimik arbeiten
Der Sprechakt selbst ist aber nur ein Teil. Wir wissen alle, dass wir Menschen anders wahrnehmen, wenn wir ihnen beim Sprechen auch zusehen können. An dieser Stelle würde es sich anbieten, die Mehrabian-Regel wieder hervorzuholen. Ich kann allerdings nicht dafür bürgen, dass sie stimmt und kenne auch keine Untersuchung aus den vergangenen Jahren, die sie bestätigt hätte. Auch wenn also 7-38-55 nur Zahlen sind, bei denen es darum geht, mit wie viel Prozent Inhalt, Stimme und Mimik/Gestik in der Kommunikation bedeutend sind, ist es wohl unbestritten, dass Mimik und Gestik wesentlich zur Vermittlung oder auch nur zur Wahrnehmung einer Sprechenden beitragen. Mit einer Maske vor Nase und Mund ist es aber Essig mit großer Mimik. Zu Beginn der Maskenpflicht in Supermärkten habe ich der Kassierin hinter ihrer Trennscheibe etwa direkt gesagt: „Ich habe sie eben angelächelt!“ (Was mich im übrigen auch zu diesem Blogpost angeregt hat.) Das erschien mir auf lange Sicht gesehen im Umgang jedoch etwas unsinnig. Ich möchte nicht kommentieren, was ich mache, ich möchte einfach machen. Deshalb: Arbeite an deiner Mimik!
In meinen Workshops weise ich immer auf die Bedeutung des Lächelns beim Sprechen hin. Erinnere dich daran, wenn du mit anderen sprichst. Wenn die Mundwinkel nach oben gehen, legen sich die Augenwinkel in Falten und du wirkst sympathisch!
Probiere es aus und schildere mir in den Kommentaren deine Erfahrungen mit dem Sprechen mit Mund-Nasen-Schutz!
Abschließend noch ein Wort zu einer anderen Art des Sprechens, die durch die Maske im Gesicht ebenfalls eingeschränkt ist: Die Österreichische Gebärdensprache, ÖGS. Als jemand, der über ein Gehör verfügt, kann ich nicht annähernd nachfühlen, wie Betroffene derzeit mit einer derartigen Einschränkung in ihrer persönlichen Kommunikation miteinander umgehen. Auf den entsprechenden Infoseiten von Verbänden ist jedoch als ein Tipp nachzulesen, Papier und Stift einzustecken, um Wünsche oder Fragen notfalls aufzuschreiben. Diesen Ratschlag habe ich für mein hörendes Umfeld beherzigt! Da sich gerade Ältere aufgrund nachlassender Stimmfunktion beim Sprechen noch um einiges schwerer tun, trage ich ständig Papier und Stift bei mir, um ihnen damit im Notfall auszuhelfen.
*) Eine sprachliche Sichtbarmachung von Frauen erübrigt sich an dieser Stelle, da Frauen selbst als Zuschauerinnen unerwünscht waren.