Es gibt Stimmen, die sind einfach unverkennbar. Sie sind tiefer, höher, nasaler, speziell gefärbter oder schlicht ausdrucksstärker, als gewöhnliche Sprechstimmen. Stimmen, die ins Ohr gehen und dort, wenn sie auch noch ausgebildet sind, im besten Fall unsere akustische Ästhetik ansprechen.
Bei einem spontanen Ranking würde ich dafür im deutschen Sprachraum etwa die schon verstorbenen Paula Wessely und Oskar Werner auf die vorderen Plätze wählen. Aber es zählen auch Personen dazu, von denen man in erster Linie die Stimme kennt, ohne unbedingt zu wissen, wer sich dahinter verbirgt. Diese Beschreibung trifft wohl auf niemanden so sehr zu, wie auf Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Indiana Jones-Darsteller Harrison Ford. Und um bei Ford – aber einem seiner anderen Filme – zu bleiben: Man muss kein Star Wars Fan sein, um zu wissen, wie Darth Vader spricht – und natürlich atmet!
Auf Youtube findet sich ein Zusammenschnitt einer Vielzahl an Synchronstimmen Darth Vaders. Das Video gibt einen interessanten Einblick in die unterschiedlichen Zugänge zur Figur des Star Wars Bösewichts in verschiedenen Ländern.
Nach unseren gängigen Maßstäben mag die Stimme in anderen Sprachen nicht immer passend sein. Aber auch dort gilt, wie in der deutschen Version: sie ist prägend für die Erinnerung, die die Zuschauer an die Figur haben. Es ist der Versuch, mit einer ausgewählten Stimme das Optimum aus ihr herauszuholen. Oder schlicht einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Die Anstrengungen für das Original waren bereits beispielgebend. Man würde sich fast wünschen, es wäre auch für die internationale Synchronisation ein James Earl Jones gefunden worden.
Manchen Menschen, wie James Earl Jones, ist eine ausdrucksstarke Stimme in die Wiege gelegt. Aber auch wenn es einem nicht von Mutter Natur mitgegeben ist, kann man dennoch an seiner Stimme arbeiten und sie verbessern. Und das Beste: Man muss dafür nicht zwingend auf die dunkle Seite wechseln.
Rein zur eigenen Unterhaltung darf man gerne zu schwarzem Umhang, zum schwarzen Helm und einem Laserschwert greifen. Das allein reicht für eine machtvolle Stimme aber noch nicht aus. Wer jedoch erkannt hat, dass die Stimme auch für ihn im Alltag zum Erfolg beiträgt, kann schon einmal mit dem Finden der eigenen Stimme beginnen.
Ganz genau ist es die eigene Stimmlage beim Sprechen, die sogenannte Indifferenzlage. Das ist der Bereich der Stimme, in dem uns das Sprechen am leichtesten fällt. Wer zwanghaft versucht, mit einer anderen als der für ihn angenehmen Stimme zu sprechen, belastet sich nur selbst. Schlimmstenfalls kann das zur Heiserkeit führen.
Auf die Schnelle die eigene Stimme finden
Wie aber finde ich jetzt meine Indifferenzlage – oder eben die für mich und meinen Körper angenehmste Sprechstimme? Die schnellste Möglichkeit ist, sich entspannt zurückzulehnen und hörbar zu seufzen. Mit einem geseufzten „Ahh“ kann man seine Stimme ganz leicht vor längeren Sprecheinsätzen tunen. Alternativ kann man sich auch sein Lieblingsgericht vorstellen, bis einem bei den Bildern im Kopf das Wasser im Mund zusammenläuft und dann ein gelöstes „Mmmmh“ von sich geben.
Der Stimme eine Richtung geben
Wer jetzt schon weiß, wo seine individuelle Sprechstimme zu Hause ist, kann sich im nächsten Schritt selbst beim Reden zuhören. Schließlich sollte man sich vorher selbst anhören, was man anderen zumuten möchte. Dazu reicht es schon einen beliebigen Zeitungsartikel zur Hand zu nehmen und ihn gerichtet zu sprechen. Sprechen ist auch immer an-sprechen. Wer also für andere mit seinen Inhalten an-sprechend sein möchte, sollte sie auch an-sprechen.
Die Schwierigkeit am Anfang besteht darin, direkt jemanden (vielleicht auch nicht Vorhandenen) deutlich artikuliert anzusprechen und den Text nicht nur für sich laut nuschelnd zu lesen. Und sie besteht auch darin, dass man sich und seine Erfolge beim Vortragstraining nicht mitbekommt. Dem lässt sich abhelfen, indem man seine Übungen vom ersten Versuch an etwa mit dem Smartphone aufzeichnet und sie anschließend nachhört.
Den ersten Schritt zur ausdrucksstarken Stimme setzen
Wer jetzt denkt, er bekäme allein damit schon eine ausdrucksstarke Stimme, den muss ich enttäuschen. Denn jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Wie bei allem im Leben, das man für sich anpackt, zählt aber auch hier: Wichtig ist es, den ersten Schritt zu setzen! Ganz im Sinne der Jedi wünsche ich euch daher für eure künftigen Bemühungen auf dem Weg zu einer ausdrucksstarken Stimme:
May The 4th Be With You! – Möge die Macht (der Stimme) mit euch sein!