Was sich von der Oscar-Verleihung lernen lässt

Was wäre für einen erklärten Film-Freak wie mich naheliegender, als ein Blog am Tag der Oscar-Verleihung zu beginnen? Von klein auf haben mich Film, Filmemachen und auch einzelne Darsteller fasziniert. Aber ebenso hat mich die weltweit bedeutendste Preisverleihung in ihren Bann gezogen. Und ja, sie ist meiner Ansicht nach bedeutender als die Nobelpreis-Verleihung. Nicht nur, weil bei dieser Hollywood-Gala auch Frauen ausgezeichnet werden, sondern weil sie wesentlich mehr Aufmerksamkeit generiert als die noble Verleihung in Skandinavien und das schon Monate vor dem tatsächlichen Ereignis.

Was aber macht die Faszination der Academy Awards Gala nun wirklich aus? Ist es, dass sich fast die gesamte hoch bezahlte Filmindustrie an einem einzigen Abend im Jahr an einem Ort versammelt? Ist es die internationale mediale Aufmerksamkeit, die die Gala bekommt? Ist es das Vorgaukeln einer heilen Welt, die es so ohnehin nie gegeben hat?

Es ist wohl ein Zusammenspiel aus allem. Schließlich war die Oscar-Verleihung nicht immer derart groß, wie sie es heute ist. Zu Beginn bekamen die Gewinner den Preis noch auf einer kleinen Bühne unter Ausschluss der Öffentlichkeit überreicht.

Erst nach und nach ist aus einer kleinen Preisverleihung eine regelrechte Show geworden. Natürlich stellt sich daher manchem die Frage: verdient eine Verleihung deren Gewinner erwiesenermaßen vorwiegend von weißen Männern fortgeschrittenen Alters ermittelt werden derart viel öffentliches Interesse? Von verdienen kann vielleicht keine Rede sein, dass sie sie erhält, ist allerdings offenkundig. Wobei die Dimension dieser Preisvergabe einer gut funktionierenden PR-Maschinerie zu verdanken ist, die beispielgebend sein sollte. Oder wie es der Vater der PR, Edward Bernays, in seinem Standwerk „Propaganda“ bezeichnet hat:

„Der Kern erfolgreicher Propagandarbeit besteht eben gerade darin, ein eigenes Ziel zu haben und dieses zu verfolgen, indem man sich genau über die gesellschaftliche Ausgangssituation informiert und ausgehend davon die Umstände so verändert, dass man die Öffentlichkeit beeinflussen und auf seine Seite bringen kann.“

Wobei genau das schon einer der Punkte ist, der die Frage beantwortet:

Was lässt sich von den Oscars lernen?

  • Bediene den Hype: Das Ereignis bekommt nicht die Bedeutung, die es verdient, sondern die, die ich ihm gebe.
  • Eine Show machen: Die Welt oder zumindest ihre Bewohner wollen unterhalten werden. Und damit ist nicht gemeint, etwas künstlich zu inszenieren. Es geht darum, auch einmal ein Ereignis wie ein Geschenk für andere hübsch zu verpacken, damit sie Lust bekommen, es sich näher anzusehen. Selbst, wenn sie am Ende vielleicht gar nichts davon haben, außer Unterhaltung.
  • Spontaneität ist gut – Planung ist besser: Vor dem Tag X wird tage- oder sogar wochenlang geprobt. Um für ein für sich selbst wichtiges Ereignis gerüstet zu sein, wenn der Tag gekommen ist, ist es für den professionellen Eindruck unerlässlich, nicht ins kalte Wasser zu springen. Gute Vorbereitung lässt einen mit Unerwartetem bekanntlich auch souveräner umgehen.
  • Be prepared: Man kann sich im Vorfeld für das größte Glück, aber ebenso für die tiefe Enttäuschung mental rüsten – und sei es nur mit Phrasen

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(Quelle: FAZ)

      • Hab deinen Elevator Pitch parat: Bei derart vielen Kategorien, die die Oscar-Verleihung nach bald 90 Jahren kennt, war es irgendwann angezeigt, die Redezeit der Preisträger zu kürzen. Daher ist es günstig, in kurzen knappen Sätzen die für sich selbst wichtigsten Inhalte transportieren zu können. Schließlich ist nicht davon auszugehen, dass Gewinner erst gar nicht anwesend sind oder sich so kurz halten wie Altmeister Alfred Hitchcock

        • Last but not least Wertschätzung und Dankbarkeit: Wenn man es bis zu einer Auszeichnung – gleich welcher Art – geschafft hat, hatte man immer Menschen an seiner Seite, die einem geholfen, einen unterstützt haben. Sich bei diesen zu bedanken, macht einen nicht nur menschlich, sondern vermittelt möglichen künftigen Geschäftspartnern – nicht nur in der Filmindustrie – auch eine der vielleicht wichtigsten Eigenschaft im Berufsleben: Loyalität.

oscars_thx

Was meint ihr, was sich von der Oscar-Gala für den Alltag, für das eigene Leben mitnehmen lässt? Freue mich über eure Kommentare.

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