Vom Fasten und Loslassen von Routinen

Die Fastenzeit ist vorüber. Wir dürfen uns wieder der Völlerei hingeben. Müssen wir aber nicht. Fasten lässt sich auch als Lernprozess begreifen. Und das auch dann, wenn es nicht zur vielfach versprochenen Katharsis führt. Im Folgenden meine sehr persönliche Erfahrung und Erkenntnisse aus kurzzeitigem Verzicht.

Ich habe in der Fastenzeit 6 Kilo abgenommen! Schon sehe ich das Augenrollen und höre es regelrecht: »Das ist toll. Gratuliere! Aber was mache ich jetzt mit der Information? Und was hat das in diesem Blog verloren?«

Natürlich geht es nicht darum, ob und wie viel ich abgenommen habe. Das ist auch für mich nur der Bonus und ein äußeres Zeichen, dass ich etwas richtig gemacht habe. Es gibt auch kein Produkt, das ich bewerben könnte oder wollte. Es war nicht das Ziel, das zählte, sondern am Ende war es der Weg. Das Fasten. Die Veränderung. Aber der Reihe nach.

Alles durchgespielt

Als ich vor bald 16 Jahren nach einer gefühlten Ewigkeit mit dem Rauchen aufhörte, war ich noch entsetzt, wenn die Waage mehr als 59 Kilo anzeigte. Es war sehr lange Zeit mein Wohlfühlgewicht, als jemand, die größer ist, als die durchschnittliche Frau in Österreich. Mein Stoffwechsel drehte jedoch mit dem Nikotinentzug komplett durch und streikte. Dann kam auch noch die Pandemie – und ich wurde mehr und mehr und… – nun, du kannst es dir vorstellen. Irgendwann hatte ich dann auch alles durch von noch mehr Sport bis Intervallfasten. Nur für kurzlebige Diäten war ich nicht zu haben. Es ging nie um Bodyshaming durch mich oder andere. Es sollte einfach eine echte Veränderung sein. Ich wollte mich in mir wieder wohlfühlen.

Da kam die bevorstehende Fastenzeit gerade recht! Die mir selbst gestellte Challenge am Aschermittwoch war, bis Ostern Alkohol (kein Problem), Kaffee (vielleicht ein Problem) und Zucker (ui, ui, Problem!) wegzulassen. Ich wollte mir nichts wegnehmen, sondern mich nur einige Zeit in Verzicht üben – und meine Disziplin testen!

Hallo Detox!

Die ersten Tage waren geprägt vom Detox-Kopfschmerz. Kein Wunder! Ich backe sehr gern. Buchteln, Zimtschnecken, Blechkuchen, Gugelhupf, you name it! Auf all das wollte ich nun freiwillig mehrere Wochen lang verzichten. Mein Körper war über diesen plötzlichen Zuckerentzug rasend empört und rebellierte. Innerhalb von vier Tagen waren allerdings auch dreieinhalb Kilo weniger auf der Waage. Und nein, es war nicht Wasser, das mir entzogen wurde. Ich trank wie bisher auch weiter meine mehr als drei Liter Tee und Wasser täglich. An manchen Tagen war es noch mehr. Wohlgemerkt, weil ich gesund bin. Derart viel Flüssigkeit ist nicht für jede geeignet!

Fitter ohne Zucker

Sehr bedauerlich, das sagen zu müssen, aber ab dem Zeitpunkt an dem die Kopfschmerzen weg waren, stagnierte es. Das war aber auch nicht mehr ganz so wichtig, weil ich feststellte: Ich schlief viel besser! Ich war morgens ausgeruht. Konnte um 6 Uhr freudig aufstehen, war tagsüber aktiver und fiel schon vor 23 Uhr müde ins Bett. Unterstützend machte ich während der Woche morgens Yoga (Dank an Mady Morrison und ihre Youtube-Videos, die mir aufgrund der vielen Abwechslung und unterschiedlichen Dauer sehr geholfen haben!), samstags eine halbe Stunde Workout und sonntags 3-4 Kilometer Nordic Walking an der frischen Luft.

Hast du denn gar nichts gegessen?

Tatsächlich habe ich normal weiter gegessen. Normal heißt: Viel Gemüse. Nach Möglichkeit frisch vom Markt. Da gab es dann schon Karfiolcremesuppe, Quiche mit Blattspinat und Zwiebel, Paradeiser-Erdäpfel-Zucchini-Laibchen (PEZ-Laberln), mitunter Porridge mit Obst anstelle des selbstgebackenen Roggen-Sauerteig-Brotes am Morgen und immer wieder fettarmes Joghurt. Fertiggerichte mit häufig zu viel Zucker waren natürlich tabu!

Zwei Tage Nahrungsverzicht

Und dann kam Level II. Ich hatte innerhalb von drei Wochen einige Kilo abgenommen, fühlte mich wohler – und hatte Blut geleckt. Es war nun Zeit, das mit dem Fasten noch ein wenig auszuweiten. Vor vielen Jahren war ich eine Woche zum Fasten im Kloster und wusste, wie ich es anstellen konnte. Sobald der Darm leer ist, ist auch das Hungergefühl weg. Kein Heißhunger! Ohne ärztliche Beobachtung gestand ich mir allerdings nur zwei Tage pro Woche zu. Am Vortag hieß es weniger und nur Leichtes zu essen, Suppen oder halbe Portionen. Am ersten Fasttag wurde morgens mit Bitter-/Glaubersalz entleert und danach nur noch Tee getrunken. Am zweiten Tag wurde mir selbst die Abwechslung der verschiedenen Teesorten zu wenig und ich fügte eine leere Bouillon mit Kräutern hinzu. Tags darauf wurde wieder etwas Leichtes gegessen, Gemüsesuppe, Salat, Rohkost. Vier Wochen lang jeweils zwei Tage fasten – und schon waren weitere knapp drei Kilo weg.

Meine Bilanz

Die kompletten Fasttage waren sehr willkommen. Und das auch aus rein pragmatischen Gründen! Ich musste mir keine Gedanken darüber machen, was ich kochen sollte. Es war nur wichtig, immer frisch zubereiteten Tee in Griffweite zu haben. Mein Geschirrspüler bekam ein paar Tage Pause, weil es kein schmutziges Geschirr gab, mit dem ich ihn füllen konnte. Es war ein Zeitgewinn – und es war ein Gewinn für mich, zu sehen, dass das mit der Disziplin im Kleinen funktioniert. Ob ich das mit den zwei Fasttagen weiterführen würde, wollte ich mir offenlassen. Es sollte auch weiter keinen Zwang geben. Es ging nie darum, Gewalt gegen mich auszuüben, sondern schlicht achtsamer zu sein, meinen Fokus auf etwas anderes zu richten, mir selbst etwas Gutes zu tun. Natürlich wurden auch die klassischen 100 Bisse beim Essen umgesetzt, um am Ende doch weniger zu essen als gewöhnlich und um wieder näher am Wert der Nahrung zu sein. Ganz ohne esoterischen Beigeschmack übrigens!

Safttag statt Fasttag

Und nein, ich setze die zwei Fasttage nicht fort. Stattdessen habe ich einen reinen Safttag integriert. Wobei es in meinem Fall weniger Saft ist, da ich keine gezuckerten Säfte oder Limonaden und auch nur selten frischgepresste Säfte trinke, sondern eher ein »Flüssigkeitstag«. Es gibt Tee, auch schwarzer Kaffee ist zurück und es gibt Suppe. Es ist für mich das Richtige. Einfach, weil ich sehe, dass sich meine Haut dank des entlasteten Darms erholt und weil ich mich selbst in mir wohler fühle.

Veränderung ist immer möglich!

Eine zusätzliche Erkenntnis gewann ich für mich auf der Metaebene: Veränderung ist immer möglich. Man kann seine eingefahrenen Routinen ändern, bisher beschrittene Wege verlassen. Alles andere sind Ausreden, um den inneren Schweinehund gewinnen zu lassen!

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