Serien-Altauflagen in Bausch und Bogen

Gebt mir einen echten Grund, mir ein Fernsehgerät anzuschaffen!

Und damit meine ich, regelmäßige TV-Konsumentin zu werden. In den vergangenen Wochen war ich bei jeder neuen Ankündigung einer Serie geradezu erleichtert, seit Jahren den Fernseher nur noch in Verbindung mit dem DVD-Player als Film-Abspielgerät zu besitzen – und das im besten Fall für Filme im englischen Original. Die Macher liefern aktuell Neuauflagen oder Fortsetzungen von Serien, die ich vor Jahrzehnten gesehen habe. Warum soll ich mir das antun – oder warum soll ich mir nicht gleich das Original zu Gemüte führen (etwa über Ausleihe von Büchereien Wien)?

Die BBC hypt „Poldark„. Eine Serie, die ich ob ihres so vertrauenserweckenden Protagonisten (Schauspieler Robin Ellis führt heute übrigens ein gewöhnungsbedürftiges Food-Blog) und seiner sympathischen und bodenständigen Angetrauten, die – in Ermangelung eines passenderen Ausdrucks, sage ich mal – eine Gosch’n wie ein Schwert hatte, als Kind in den 70ern regelrecht geliebt habe.

Die ausgehenden 70er und beginnenden 80er Jahre haben uns „Dallas“ und „Twin Peaks“ gebracht. Das waren noch Straßenfeger – ein Begriff, der heute aufgrund der ständigen Verfügbarkeit von Unterhaltung wohl tatsächlich nur noch in Verbindung mit Reinigungskräften im öffentlichen Raum bekannt ist. Das eine ist in der Neuauflage seit längerem mit nachlassendem Erfolg wieder da – das andere wird uns (vom US-Bezahlsender Showtime produziert) als demnächst wiederkehrend angekündigt.

Es ist nicht von Belang und ich werde mir mit diesem Geständnis womöglich den Ärger von Hardcore-Anhängern zuziehen, aber ich war nie ein Fan der „X-Files“ – zu deutsch „Akte X“. Es mag sein, der Programmtermin war für mich als Konsumentin schlecht gewählt oder es hat mich zu jener Zeit in den 90er Jahren das Parallelprogramm mehr angesprochen. Hier greift offenbar mein selektives Gedächtnis, denn ich habe den Grund meines Widerwillens gegen diese Serie schlicht vergessen. Sei es wie es sei, es hat mich damals nicht interessiert, wieso sollte es das heute?

Zu erklären ist dieses Revival vermutlich einzig damit, dass das das FOX-Network gerade in Veränderung begriffen ist und bei seinen Serien massiv an Sehern verliert, wie etwa ein Überblick von zap2it zeigt:

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Eine weitere Serie, die nun künstlich wiederbelebt werden soll, ist „Full House„. Auch wenn sie eine Ausnahme darstellt, weil sie vom Streaming-Dienst Netflix produziert wird, ist ihre Zeit dennoch vorbei; ganz gleich, wo sie zu sehen sein sollte. „Full House“ hatte seine Zeit in den ausgehenden 80er und beginnenden 90er Jahren. Ich möchte 20 Jahre nach Ende der Serie nicht wissen, wie es für den Nachwuchs weitergegangen ist. Ohnehin wird mir „Full House“ auf ewig als eine zwar amüsante Serie in Erinnerung bleiben, aber auch eine, bei der ich für mich zuviel Information über das Privatleben einiger der Darsteller abgespeichert habe.

Da wären zum einen die Olsen-Twins, die genau bis zu jenem Zeitpunkt auszuhalten waren, bis sie ihre ersten Worte brabbelten. Dann war da der so liebenswerte Onkel Jesse, dessen Darsteller John Stamos an einem Weihnachtstag um die Hand seiner ersten Frau Rebecca Romijn (mittlerweile seit Jahren Angetraute von Jerry O’Connell) mit einem Diamantring aus den 30ern in einem Sektglas angehalten hat. Und last but not least, der für mich entbehrliche Onkel Joey, der in meiner Erinnerung immer in irgendeinem Clownskostüm durch die Setdeko stapft. Was Darsteller Dave Coulier betrifft, würde ich liebend gerne die Informationen über seine private Rolle im Leben von Alanis Morisette aus meinem Gedächtnis streichen können.

All das möchte ich nicht. Aber auch nicht „Married with Children“, „Alf“ oder „Roseanne“. Mit der Neuauflage welcher althergebrachten Serien könnte man mich also umstimmen und mich dazu bringen – trotz der Häme über das TV-Programm, das mir täglich unter anderem via Twitter entgegenschlägt – mehr oder minder regelmäßige TV-Nutzerin zu werden? Ich denke ganz kurz an „Die Zwei“, an „Onedin-Line“ – und verwerfe beides rasch wieder. Das Original war mir gut genug und es ist verfügbar, ohne den Goodwill irgendeiner TV-Station. Warum sollte man es neu machen oder weiterführen wollen?

Auch wenn mit dieser Tendenz Sentimentalitäten und nicht zuletzt die Kassen der Produzenten bedient werden, kann die Losung nur lauten: gebt den Kreativen eine Chance, lasst sie einfach Neues entwickeln – und stampft diesen Trend rasch wieder ein!

Wie ist eure Meinung zum aktuellen Trend, teils jahrzehntealte Serien fortzusetzen oder neu zu verfilmen?

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