Erinnern an … die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933

Bücherregal mit Reisekoffern

Der Mai ist ein Monat voll mit Gedenktagen. Da wäre etwa gleich zu Beginn der 1. Mai. Der Internationale Tag der Arbeit erinnert an die Kämpfe, die weniger Privilegierte in vergangenen Jahrhunderten weltweit ausgefochten haben und deren Errungenschaften es im Heute immer wieder aufs Neue zu verteidigen gilt. Zumeist geht es bei den Gedenken im Mai aber um Ereignisse in der dunkelsten Zeit des 20. Jahrhunderts. Am 5. Mai 1945 befreite das US-Militär die Konzentrationslager Mauthausen und dessen Nebenlager Gusen in Oberösterreich. Der 8. Mai 1945 besiegelte schließlich das Ende des Zweiten Weltkrieges. Der heutige 10. Mai ist ebenfalls einem Gedenken gewidmet: Jenem der Bücherverbrennung in Deutschland unter Federführung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes.

Mich begleitet dieses Thema schon seit einigen Jahrzehnten. Nachdem ich als Jugendliche das erste Mal vom 10. Mai 1933 gehört hatte, war es mir ein Anliegen, mehr darüber zu erfahren und vor allem mehr über die verbrannten Autor:innen zu wissen. Am Beginn stand noch zu Schulzeiten, aber kurz vor der Matura, eine schriftliche Arbeit über das Autodafé, für das ich damals – im Vor-Internet-Zeitalter – die öffentliche Bücherei bemühen musste. Mittlerweile benötigt eins zum Glück nur ein paar Klicks, um Infos zum 10. Mai 1933 zu erhalten. In diesem Jahr habe ich mich dazu ein klein wenig auf Recherche begeben – und das allein vom Schreibtisch aus.

Wo beginnen?

Die klassischen ersten Anlaufstellen für allgemeine Informationen sind vermutlich Suchmaschinen wie Google oder dessen Tochter YouTube. Wenn sich eins allerdings jedes Jahr aufs Neue mit dem Thema befasst, ändert sich auch der Zugang bei der Suche. Eine großartige Möglichkeit ist Wikipedia. Aber nicht wegen der darin enthaltenen erklärenden Texte, die nach all den Jahren ohnehin schon bekannt sind, sondern wegen der Fußnoten und Links am Ende des Artikels, die mitunter aktualisiert werden!

Wer die Beschreibung des Augenzeugen Erich Kästner nicht ohnehin schon mehrmals in seinem Lesebuch nachgelesen hat, findet unter diesem Artikel einen Link zu einem Spiegel-Artikel, der Kästners Erlebnis behandelt sowie zur Ausgabe der Freiburger Zeitung, in der das Autodafé zwei Tage zuvor angekündigt worden war. Auch die vom österreichischen Schriftsteller Oskar Maria Graf zwei Tage nach der Bücherverbrennung veröffentlichte Protestschrift in der Arbeiter Zeitung findet sich hier angeführt.

Mehrere Facetten beleuchten

Das wäre aber – wie gesagt – eine erste Anlaufstelle. Wer sich jedes Jahr mit dem Thema befasst, möchte auch andere Facetten näher beleuchten als das Ereignis selbst. Wenn es etwa darum geht, zu erfahren, wie Österreich sich dem Thema Jahrzehnte später angenähert und es aufbereitet hat, bietet sich die Österreichische Mediathek an. Hier finden sich unter dem Eintrag Bücherverbrennung Vorträge ebenso wie ein halbstündiges Interview im Zusammenhang mit einer Ausstellung aus dem Jahr 1988 mit dem Titel »Bücherverbrennung 1933«.

Wer sich ausschließlich dafür interessiert, wie österreichische Medien über die Bücherverbrennung berichtet haben, dem wird ebenfalls rasch geholfen: In der wunderbaren Anlaufstelle der Abschlussarbeiten der Uni Wien mit einer entsprechenden Diplomarbeit!

Wer noch tiefer gehen möchte, findet auf der Website der Uni-Bibliothek der TU Dortmund eine etwas veraltete, aber immer noch sehr ausführliche Linksammlung.

Verbrannte Autorinnen

Was aus heutiger Sicht aber vielleicht am spannendsten ist: Die Tatsache, dass eben nicht nur Kästner, Kurt Tucholsky oder Österreicher wie beispielsweise Arthur Schnitzler, Friedrich Torberg, Franz Werfel, Stefan Zweig, Otto Bauer und Sigmund Freud verbrannt wurden, sondern auch Werke von Frauen. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich daher einige – wenn auch noch nicht alle – der verbrannten Autorinnen gelesen. Dazu zählt etwa die in diesem Blog schon mehrfach erwähnte Irmgard Keun, aber auch Österreicherinnen, wie Bertha von Suttner, Vicki Baum oder die Ikone der Sozialdemokratie, Adelheid Popp. Allein schon, dass die Nationalsozialisten es für nötig hielten, die Bücher all dieser Frauen zu verbrennen, ist Werbung genug, sie fast neun Jahrzehnte später noch zu lesen oder wiederzuentdecken.

Bibliothek

Erwähnung finden all diese Frauen in einem eigenen Wikipedia-Artikel zu den am 10. Mai 1933 verbrannten Autor:innen. Daneben wendet sich allerdings auch der Verlag »Verbrannte Bücher« gegen das Vergessen und veröffentlicht seit vielen Jahrzehnten deren Werke. Das ist nur eine – wenn auch in Summe kostspielige – Möglichkeit, diese Autorinnen kennenzulernen. Börselschonender ist es dann vielleicht doch wieder, die gute alte Leihbücherei aufzusuchen und deren Mitarbeiter:innen damit den Job zu sichern.

Welche Bedeutung hat der 10. Mai 1933 für dich und welche Bücher verbindest du damit?

Schreib es mir in die Kommentare!

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