Ein Blick aufs Buch an seinem Welttag

Einer der ersten Texte, der mir beim morgendlichen Lesen der Twitter Timeline aufgefallen ist, war ein zum heutigen Tag passendes Zitat von Stephen Fry aus einem seiner alten Tweets:

„Books are no more threatened by Kindle than stairs by elevators.“

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Diesem Vergleich kann ich nur beipflichten. Dem gedruckten Buch droht aktuell keine Gefahr, dass ihm der Garaus gemacht werden könnte. Die Menschen lesen. Und ja, sie lesen vielfältiger. Aber sie haben sich nicht für neue Darstellungsformen der Inhalte vom über lange Zeit gängigen Druckwerk abgewandt.

Damit bestätigt sich zumindest in diesem Fall das aus der Medienwissenschaft nicht wegzudenkende und viel diskutierte Rieplsche Gesetz, wonach kein altes Medium durch ein neues gänzlich verdrängt wird.

Es sieht sogar danach aus, als würde die Quasi-Konkurrenz durch eBook und Hörbuch den Markt als ganzes beleben. Dass die Printverkäufe durch das eBook leiden, soll hier auch gar nicht klein geredet werden. Die jüngsten Zahlen von März für – das vielleicht weltweit eBook affinste Land – Deutschland geben nach den Monaten davor derzeit aber zumindest keinen Anlass zur Klage:

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Die anfangs befürchtete Übermacht durch eBooks hat sich mittlerweile auch als unbegründet herausgestellt. Nachdem die Zahlen bei den eBook-Verkäufen über Jahre angestiegen sind, stagnieren sie mittlerweile. In Deutschland sind sie Ende vergangenen Jahres mit 4,8 Prozent angegeben worden. Erwartet worden waren für diesen Zeitraum in einer Prognose von 2010 allerdings bereits 5,2 Prozent

Wie die Zahlen für den deutschen Markt genau aussehen, darüber dürfte die alljährlich im Juni erscheinende Studie zum Thema eBooks in Deutschland spezieller Auskunft geben.

Auch wenn die derzeit vorliegenden Zahlen für eBooks nicht ganz die Prognose treffen, ist es doch für viele eine adäquate Form des Lesens. Was soll es auch ausmachen, wie die äußere Form beschaffen ist, wenn die Inhalte Leser finden?

„Chacun à son goût“

Ähnlich wie beim Essen gilt auch hier: Wie der Inhalt ist auch dessen Darreichungsform schlicht Geschmacksache. Die einen sprechen sich für die Haptik aus und sehen sie als das große Plus – und damit ist nicht das Darüberwischen mittels Zeigefinger über eine glatte Fläche gemeint. Vielmehr meint es das Spüren des Papieres zwischen Zeigefinger und Daumen. Print lässt sich anfassen – ist für manche fassbarer. Auf der anderen Seite lehnen Technikfreaks genau das ab. Für sie macht wischen das Lesen wesentlich angenehmer.

Eine weitere Überlegung ist der Geruch – Print riecht. Es riecht nach Holz, nach der Umgebung, in der es gelagert wird. Es riecht nach seinen Besitzern, wenn sie es wieder und wieder lesen. Ein eBook riecht für gewöhnlich nicht.

Zuletzt noch eine praktische Überlegung, die ich aus meiner eigenen Erfahrung als Nutzerin von Print und eBook weitergeben kann: Die letzte gelesene Seite eines gedruckten Buches lässt sich meist leichter finden, als jene bei einem verlorenen gegangenen Lesezeichen in einem eBook.

„Mit dem eBook kuscheln“

Die Sinnlichkeit von Print erscheint mir wohl aber als Hauptgrund, weshalb es nicht gänzlich verdrängt werden wird. Sich mit einem guten Buch in den Lehnsessel oder das Bett zu kuscheln, kann doch mehr als das gegenübergestellte Bild mit einem eBook.

Für welche Form man sich beim Lesen auch immer entscheidet – Bücher verbinden. Der Akt des Lesens eines Buches ist zumeist – wie sein Schreiben – ein einsamer. Danach aber können sich Leser austauschen oder geben Buchempfehlungen, wodurch Bücher wieder neue Leser finden. Die Liebe zur Erfassung des geschriebenen Wortes und dem Erfahren von Neuem hat aus meiner Sicht nichts Trennendes.

Und nicht zuletzt gibt es für alle diese Buchliebhaber – seien es Leser oder Autoren – diesen gemeinsamen Feiertag: den heutigen Welttag des Buches. Besonders schön daran ist, dass Blogger mittlerweile alljährlich rund um diesen Tag ein Buch oder gar mehrere Bücher verschenken. Die Aktion läuft unter dem Motto Blogger schenken Lesefreude.

Aber nicht nur Blogger, sondern auch Autoren selbst machen dieser Tage aus Anlass des Welttag des Buches etwa auf Lovelybooks Geschenke. Wie bei den Bloggern gilt es auch hier, zu begründen, warum man selbst dieses Buch geschenkt bekommen sollte.

Prognosen sind laut Mark Twain bekanntlich eine schwierige Sache – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Aber, wenn dieser Welttag des Buches weiter mit solch einer Leidenschaft gefeiert wird, sollte es keinen Zweifel geben: Das Buch als solches wird weiter bestehen. Es ist nur einfach in seiner Form in Veränderung begriffen.

Wie seht ihr die Zukunft des Buches? Freue mich auf eure Antworten!

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