Drei Fragen an Freitagen: Sabrina Železný

Sabrina Zelezny mit Sombrero

Foto: © Si-yü Steuber

Zuhause zwischen Berlin und Peru, vermittelt die Autorin Sabrina Železný beim persönlichen Zusammenkommen vor allem sprühende Lebensfreude. Die Möglichkeit sich davon im Gespräch anstecken zu lassen, gab es diesmal leider nicht, denn schon seit Wochen ist sie wieder schreibend und forschend in und um ihr geliebtes Arequipa unterwegs. Dennoch fand sie zwischen Peruaufenthalt und  Erscheinen ihres neuen Buches „Das Geheimnis des Mahagonibaums“ als Erste Zeit, die Drei Fragen an Freitagen zu beantworten.

Wie wird man Fantasy-Autorin? Ist dieser Berufswunsch schon in der Kindheit entstanden?

Den Gedanken »Ich werde mal Schriftstellerin« gab es tatsächlich schon in Kindertagen, auch wenn ich mich dann eine lange Zeit davon verabschiedet hatte. Aber ich erinnere mich, dass es mir lustigerweise von vielen um mich herum prophezeit wurde, weil ich eben von frühester Zeit an eine Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen entwickelt habe.

Wie bin ich letztlich tatsächlich Autorin geworden? Ich glaube, der Knackpunkt war für mich der Moment, in dem ich begriffen habe, dass ich mich trauen muss. Dass das Schreiben – das ich immer geliebt, aber zwischendurch jahrelang vernachlässigt habe – einen festen Platz in meinem Alltag bekommen muss. Damit hat es wirklich angefangen. Dann natürlich kontinuierliches Arbeiten, Lernen, Verbessern – bis ich den Mut hatte, an Verlage heranzutreten. Und das Glück, tatsächlich einen Vertrag zu bekommen.

Das Geheimnis des MahagonibaumsDamals wie heute habe ich aber nicht unbedingt in Genre-Schubladen gedacht. Phantastische Elemente haben mich immer fasziniert und spielen in fast allen meinen Geschichten eine Rolle, mein Debütroman »Kondorkinder« ist klar historische Fantasy. Aber ich bin auch in anderen Genres unterwegs. »Das Geheimnis des Mahagonibaums«, das jetzt im Aufbau-Verlag erscheint, ist zum Beispiel völlig frei von phantastischen Elementen, es ist eher eine Familiengeschichte.

Auf welche Rückschläge hättest du gerne verzichtet und welche Glücksmomente im Zusammenhang mit dem Schreiben möchtest du nicht missen?

Die meisten Rückschläge – zum Beispiel Absagen von Verlagen oder Agenturen – haben sich im Nachhinein doch wieder als hilfreich oder wegweisend empfohlen, sodass ich da nichts missen möchte, es ist eben Lehrgeld, das man zahlen muss. Als letzten Dezember meine Agentur ihre Schließung angekündigt hat, weil beide Agentinnen sich umorientieren, kam das für mich einem Weltuntergang gleich, denn ich war dort sehr glücklich. Ein paar Tage lang habe ich wirklich viel und herzhaft geheult, auf das Gefühl hätte ich also wirklich gerne verzichtet. Aber mittlerweile sehe ich auch in der Hinsicht wieder nach vorne. Es sieht momentan so aus, als ob ich gut neu untergekommen bin und als ob somit aus diesem scheinbaren Rückschlag wieder neue Möglichkeiten entstehen.

Sabrina Zelezny mit Lama

Foto: © Julius Smolny

An Glücksmomenten hingegen gibt es tatsächlich sehr viel, das ich nicht missen möchte. Das fängt bei dem wunderbaren Kribbeln einer ganz neuen Idee an, beim Glücksgefühl während des Schreibprozesses oder dem Triumph, wenn einzelne Handlungsbausteine auf einmal perfekt ineinander passen oder die Recherche genau das fehlende Puzzleteil liefert, das man gebraucht hat. Aber da ist noch viel mehr, insbesondere das, was ich von den Lesern zurückbekomme, und damit meine ich nicht einfach gute Rezensionen im Internet, sondern auch das ganz direkte Feedback, das zeigt, dass meine Geschichten andere Leute berühren und etwas in ihnen auslösen. Von einer Leserin meiner »Kondorkinder« habe ich z.B. ein selbstgebasteltes Lesezeichen in Form einer schwarzen Feder bekommen, mit einem Gedicht darauf, das auch im Buch vorkommt – so liebevoll gemacht und so perfekt auf den Roman abgestimmt, dass ich wirklich Tränen in den Augen hatte

Was würdest du jemandem empfehlen oder wovon würdest du jemandem abraten, der vom Schreiben leben möchte?

Zuallererst würde ich demjenigen empfehlen, sich von dieser Idee erst einmal zu verabschieden. Es ist heute für Autoren ein Glücksfall, vom Schreiben leben zu können, das muss man sich bewusst machen. Ich bin zum Beispiel meilenweit entfernt davon. Wer in einem großen Publikumsverlag veröffentlicht, bekommt einen Vorschuss, wer es bei einem Kleinverlag tut, kann lediglich auf Tantiemen hoffen, und von jedem verkauften Buch bleibt letztlich sehr wenig beim Autor hängen, weil Verlag, Grafiker, Lektoren, Layouter und nicht zuletzt der Buchhandel auch mitverdienen wollen.

Selfpublishing ist noch einmal eine andere Geschichte, aber da muss man sich wiederum bewusst sein, dass man z.B. mit Lektorat und Covergestaltung in der Regel finanziell in Vorleistung geht und auch das Marketing komplett alleine stemmt – das sind Sachen, die ein Verlag einem abnimmt.

Ich halte es für einen legitimen Traum, irgendwann einmal vom Schreiben zu leben (oder zumindest größtenteils), aber jedem sollte klar sein, dass sich das nicht von heute auf morgen erreichen lässt. Wer schreibt, braucht Sitzfleisch und viel, viel Geduld. Die Mühlen der Verlagswelt mahlen schmerzhaft langsam. Es gibt nie wirklich eine Garantie, dass man es geschafft hat. Auch nach einem Bestseller nicht. Ich halte es darum nicht für klug, wenn es jemandem beim Schreiben in allererster Linie um den finanziellen Aspekt geht.

(Auf alle Fälle abraten möchte ich übrigens von Druckkostenzuschussverlagen. Es ist ganz einfach: Ein Verlag, der Geld von seinen Autoren will, ist nicht seriös. Und mit einer Veröffentlichung in einem unseriösen Verlag tut man sich keinen Gefallen.)

Und darüber hinaus: Für mich ist Austausch mit anderen das A und O. Schreiben ist längst kein so einsames Hobby, wie man auf den ersten Blick vielleicht glauben möchte. Man muss sich bewusst machen, dass Schreiben ein Lernprozess ist, dass man sich beständig weiterentwickelt. Viel Schreiben, aber auch viel Lesen (und dabei unbewusst lernen) sind Dinge, die einen voranbringen. Überarbeiten ist für ein Buch in der Regel mindestens so wichtig wie der Schreibprozess selbst: Rohfassungen lassen sich so gut wie immer noch verbessern.

Vielen Dank! Drei Fragen an Freitagen sind damit beantwortet. Zuletzt noch ganz persönlich gefragt: Bei all dem Sitzfleisch, das es braucht; bei all den Rückschlägen, die man hinnehmen muss als Autorin; was hält dich in deinem Leben zusammen?

Ich denke, das sind im Wesentlichen zwei Sachen: Einerseits die Begeisterung und Leidenschaft für das, was ich tue, die Geschichten, die ich erzähle. Ohne das würde es für mich nicht funktionieren, weder das Schreiben noch der Rest.
Und andererseits die Unterstützung und der Rückhalt, den ich von Familie, Freunden und Lesern bekomme. Es ist eine Sache zu wissen, dass man auf dem richtigen Weg ist, aber es ist noch tausendmal schöner, wenn man ihn nicht alleine geht.

Sabrina Železnýs neues Buch „Das Geheimnis des Mahagonibaums“ erscheint in genau einer Woche. Als Einstandsgeschenk für diese mit ihr begonnene Interviewreihe stellt sie ein signiertes Exemplar zur Verfügung. Verlost wird es unter allen, die unter diesem Interview einen Kommentar hinterlassen. Teilnahmeschluss ist am 3. Juli 2015 um 20:00 Uhr.

Teilnahmebedingungen: Die Teilnahme ist kostenlos. Über die/den Gewinner/in entscheidet das Los. Der/die Gewinner/in wird über die angegebene E-Mail-Adresse verständigt und hier in einem Kommentar genannt. Die angegebene E-Mail-Adresse wird nur für die Abwicklung der Buchverlosung verwendet und keinesfalls veröffentlicht. Teilnehmern stehen bezüglich deren Daten Auskunfts-, Änderungs-, Löschungs- und Widerrufsrechte zu. Alle Anfragen – die Verlosung betreffend – sind an mich zu richten.

Drei Fragen an Freitagen
Vorbilder haben den Anspruch, dass sie uns leiten, uns Anregung sind. Für Männer gibt es seit Jahrhunderten Rollenvorbilder zur Genüge, an denen sie sich orientieren können – oder eben nicht. Das ist gut so. Allerdings ist es auch hoch an der Zeit, Frauen mittels aktueller Biografien entsprechende Möglichkeiten für ihren Lebensweg aufzuzeigen. Diese wöchentliche Porträt-Reihe widmet sich diesem Anliegen. „Drei Fragen an Freitagen“ stellt Frauen vor, die bereits über lange Jahre schreibend, sprechend und/oder in einem Medienberuf tätig sind und im Gespräch ihr Wissen weitergeben.

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