Drei Fragen an Freitagen: Anna Oladejo

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Foto: © Christina Anzenberger-Fink

Sich gut organisieren zu können und diszipliniert Regie über seine Zeit zu führen, sind wesentliche Voraussetzungen für den eigenen Erfolg. Gleichzeitig sollte man es – bei allem beruflichen Eifer – aber auch mit Ferris Bueller halten, der in „Ferris Bueller’s Day Off“ bekanntlich meinte: „Das Leben geht ziemlich schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu stehen bleibt und euch umseht, könntet ihr es verpassen.“* Beides zusammen beschreibt für mich Anna Oladejo. Nach Publizistik- und Ethnologiestudium mit darauffolgenden Ausflügen in die Verlagsbranche und die Vermögensberatung hat sich die Vorarlberger Texterin vor einigen Jahren mit einer Werbeagentur in Wien selbständig gemacht. Seither hat sie als diplomierter Coach ihr Wissen als Mentorin für MigrantInnen bereits mehrmals weitergegeben und sich neben dem Beruf auch bewusst Zeit zum Leben genommen. Heute teilt sie ihr Wissen hier und beantwortet „Drei Fragen an Freitagen“.

Der Begriff „Werbung“ vermittelt vielen, die ins Arbeitsleben eintreten auch heute noch den Reiz einer Branche, für die man gerne arbeiten würde. Was hat dich in die Werbung und zum Marketing geführt und wo ist für dich heute der Reiz?

Die Branche an sich erlebe ich als geteilt. Auf der einen Seite die großen, Werbeagenturen mit ihren etablierten Strukturen, die sicher sehr attraktiv auf junge Menschen wirken. Auf der anderen Seite viele kleinere Unternehmen, die vielfach mit externen PartnerInnen zusammen arbeiten. Diese „Netzwerkfirmen“ zu denen meine Werbeagentur interlink marketing zählt, haben den Vorteil, dass sie sehr flexibel auf Kundenwünsche eingehen und günstiger anbieten können. Um für EPU und KMU leistbar zu sein, bin ich auch Beraterin im WIFI Wien Beraterpool.

Ich habe selten das Gefühl, in einem starken Mitbewerb zu stehen, da ich der Meinung bin, zu jedem Unternehmen passen andere KundInnen. Ebenso unerschütterlich bin ich im Glauben daran, dass Qualität zählt und Zusammenarbeiten reguliert. Ich verstehe mich als Praktikerin, deren oberstes Ziel es ist, die Angebote von Unternehmen optimal bzw. effizient, sprich unter Einsatz vertretbarer Mittel zu vermarkten. Dabei passiert es schon einmal, dass ich meinen InteressentInnen Werbestrategien bzw. -mittel ausrede, weil ich sie nicht sinnvoll finde.

Bevor ich 2007 meine bodenständige Webeagentur gegründet habe, arbeitete ich an die 15 Jahre in verschiedenen Firmen in den Bereichen Marketing und Kommunikation mit entsprechenden Weiterbildungen in allen Bereichen.

Für eine Marketingstrategie benötigt es meiner Meinung nach viel Hausverstand, analytisches Denken und Kreativität. Da meine Kunden vorwiegend Klein- und Mittelbetriebe sind, arbeiten mein Team und ich sehr individuell, ohne großen Overhead oder teuren Marketingkonzepten. Uns ist wichtiger, den Blick auf den Output zu richten, da wir wissen, wie knapp kalkuliert manche Werbebudgets sind.

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Bild: „Achtsamkeit“ by Anna Oladejo

Der Reiz in meiner Arbeit liegt für mich darin, eine optimale Lösung für meine KundInnen zu erreichen. Das klingt jetzt sehr allgemein. Was ich damit meine: Es bedarf einer schnellen Arbeitsweise, viel Wissen und Erfahrung sowie erprobter Netzwerkkontakte, um mit eher kleinen Werbebudgets Werbung bzw. Marketing zu betreiben.

Am liebsten begleite ich Unternehmen, die bereits seit längerer Zeit am Markt sind und eine „Neu-Positionierung“ bzw. Profilschärfung angehen. Dafür setze ich als diplomierter (hypno-)systemischer Coach auch gerne Visualisierungs-Tools und Coachingfragen ein.

Ein beruflicher Erfolg wie deiner hat immer auch viele Väter oder Mütter. Wer hat dich auf deinem Weg speziell unterstützt?

Ich hoffe, ich vergesse jetzt niemanden. Vor der Gründung meiner Werbeagentur war ich arbeitssuchend und besuchte dann auf eigenen Wunsch das AMS-Unternehmens-Gründungsprogramm. Diese sechs Monate voller Seminare, Netzwerkmöglichkeiten und Beratung waren notwendig, um meine Selbstständigkeit vorzubereiten und meinen Entschluss zu überprüfen.

Ich hatte auch das Glück, Christine Perkonigg als Mentorin zu erhalten. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit gab sie mir wichtige Tipps und erarbeitete mit mir vielerlei Detailfragen.

Die treibenden Kräfte waren meine Risikobereitschaft und der Drang, gestalten zu können bzw. mein Wissen und meine Erfahrungen im Beruf leben zu können. Ebenso, als Alleinerzieherin meinen damals 6-jährigen Sohn gut betreuen zu können bzw. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Denn damals hieß es oft: „Sie sind überqualifiziert“, „Teilzeitjobs haben wir keine“.

In weiterer Folge empfand ich die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten als sehr hilfreich: den EPU-Scheck der WKO für das WIFI, die Angebote der Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation, die vielen Initiativen, die es für GründerInnen und auch etabliertere Unternehmen gibt, z. B. das Business Labor für wachstumsorientierte Unternehmen, die kostenlosen Besprechungsräume im EPU Forum, usw.

Einen wichtigen Part nahmen auch meine vielen Netzwerk-PartnerInnen ein. Ohne deren Expertise wäre mein Angebot nicht möglich gewesen. Dazu zähle ich auch Netzwerke wie die Textinen, die Business-Mamas, usw.

Wenn du für berufstätige Frauen ganz allgemein einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?

Dass sie viele Menschen treffen, die an sie glauben. Dass sie jeden Tag ein Glückserlebnis haben und natürlich, dass sie mutig und selbstbewusst voranschreiten und sich nicht mehr verbiegen lassen. Das Beste ist doch, wenn wir nach unseren Talenten, Herzenswünschen leben bzw. arbeiten und dafür auch gerecht entlohnt werden.

An der gerechten Entlohnung müssen wir wohl noch länger arbeiten. Mutig zu sein und nach unseren Talenten zu leben, hat wohl jede selbst in der Hand und kann es in der Minute angehen. Vielen Dank für deine Inspiration! Abschließend noch die ganz persönlich Frage: Was hält dich in deinem Leben zusammen?

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Foto: © Thomas Topf

Prinzipiell meine Liebe zu Menschen, die Verbundenheit, die ich spüre. Dann mein Glauben an Gott – ohne diesen hätte ich mich nie getraut, mich mit einem kleinen Kind und als Alleinverdienerin selbstständig zu machen. So vertraue ich einfach darauf, dass alles seinen Sinn hat, gerade so wie es ist. Wichtig für mich ist auch, achtsam mit mir selbst umzugehen. Gerade in den letzten Monaten habe ich am Ziel – im Hier & Jetzt zu leben – wieder gearbeitet. Oft machen wir uns doch einfach viel zu viele Sorgen und versäumen das Wichtigste: zu leben.

 

Wie hilfreich sind diese Experten-Antworten auf Drei Fragen an Freitagen für eure Sicht auf die Werbebranche? Freue mich auf eure Kommentare.

*Life moves pretty fast. If you don’t stop and look around once in a while, you could miss it.

 

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