Drei Fragen an Freitagen: Sylvia Reim

 

Sylvia Reim Moderatorin

Foto: © Stefan Zamisch

Es gibt Frauen, die völlig unaufgeregt durchs Leben gehen und einen Raum gleich freundlicher machen, wenn sie ihn betreten. Eine solche Frau ist Sylvia Reim. Beruflich ist sie aus der österreichischen Privatradioszene nicht wegzudenken. Keine andere Frau in Österreich ist gefühlt über so viele Jahre täglich mit aktivem Radiomachen beschäftigt und hat entsprechend viel zu erzählen wie sie.

Drei Fragen an Freitagen können ihr Wissen nicht annähernd wiedergeben und es bleibt zu hoffen, dass sie selbst eines Tages ein Buch darüber schreibt. Denn dass sie auch schreiben kann, hat sie als Autorin der im Verlag Edel E-Books erschienenen modernen und witzigen Liebesromane „Der will ja mich!“ , „Sex, Magie und Nusslikör“ und „Küss mich, bis ich Sterne sehe!“ längst bewiesen.

Das nun Folgende ist eine Abschrift jenes Interviews, das ich mit Sylvia Reim persönlich geführt habe. Und wie es sich für Sprecherinnen und Radiofrauen gehört, findet sich dieses Gespräch auch zum Nachhören als Podcast am Ende des Textes.

An meiner Seite begrüße ich heute Sylvia Reim. Eine ganz großartige Moderatorin und mittlerweile auch erfolgreiche Buchautorin und ich will da auch gar nicht viel weiter sprechen, sondern gleich meine Fragen an sie richten.

Hallo Sylvia!
Hallo Karin!

Welches Wissen oder auch welche Ausbildung hältst du für deinen Job als Moderatorin für unverzichtbar?

Beim Thema Wissen ist es so, dass man einfach mittlerweile sehr breit aufgestellt sein muss. Es muss einen vieles interessieren. Man muss wirklich neugierig sein. Diese Superspezialisten, die gibt’s kaum mehr. Vor allen Dingen beim Radio schon gar nicht mehr. Das heißt, da macht jeder alles. Jeder muss ein sehr breites Wissen haben. Bei den Zeitungen ist das noch ein bissl anders. Da gibt es noch Spezialisten, so Innenpolitik und so. Aber auch da wird das immer weniger. Was eigentlich sehr schade ist, weil umso spezialisierter du bist, umso tiefer kannst du gehen.

Aber wie gesagt, mittlerweile ist es so. Speziell halt beim Radio, dass man da sehr breit aufgestellt sein muss. Das heißt, großes Interesse an tagespolitischen Themen, an vielen Themen einfach. Zu sagen: „Mi interessiert des net“, z. B. Fußball. Das geht gar nicht, ja. Das heißt, ein gewisses Interesse musst du für diese Themen haben. Du musst wissen, wer ist in der Tabelle vorne, auch wenn mich Fußball gar nicht interessiert. Das gehört zum Job einfach wirklich dazu.

Und von der Ausbildung her, würde ich sagen, es kommen viele von der Publizistik her, vom Studium oder übers Schauspiel. Also, gerade als Moderator geht es natürlich um die Sprache, es geht um die Sprachausbildung. Aber es gibt natürlich auch Quereinsteiger, die von ganz anderen Seiten kommen und auch großartig sind. Also es ist kein Muss. Wobei, ich glaube, man hat es schon leichter, wenn man da aus dem Bereich Publizistik kommt.

Wie hat sich denn der Job in den vergangenen Jahren gewandelt? Wo ist er denn leichter, wo ist er schwieriger geworden?

Also, ich mache das seit ungefähr geschätzten 1000 Jahren. In Wahrheit sind es 25 Jahre. Und der Job hat sich massiv geändert, natürlich. Als ich angefangen habe vor 25 Jahren, haben wir Platten aufgelegt. Und die habe ich nicht einmal selbst aufgelegt, sondern wir hatten natürlich Techniker, die das für uns machen. Das heißt, da waren Techniker mit weißem Gewand, die haben die Platten aufgelegt. Du hast nur gedeutet „Bitte starten!“ „Bitte abdrehen!“ „Bitte Mikro!“, ja. Das ist natürlich total vorbei. Das heißt, es ist mittlerweile ein hochtechnischer Beruf. Das war es früher gar nicht als Moderator. Mittlerweile muss du die Studiotechnik beherrschen, du musst die Schnitttechnik beherrschen, du musst die ganzen Geräte beherrschen, du musst konvertieren, du musst. Also wirklich, es ist hochtechnisch mittlerweile. Das hat sich sehr geändert.

Sylvia Reim Moderatorin

Foto: © Stefan Zamisch

Was natürlich sich geändert hat, ist: Das Internet ist in der Zwischenzeit aufgetaucht. Ja, so lange mache ich schon Radio. Früher hat es das nicht gegeben. Das kann man sich gar nicht vorstellen heute rückblickend. Da hat es ein Lexikon in der Redaktion gegeben. Da hat man reingeschaut, wenn man Musik mäßig was wissen wollte. Und sonst war man einfach wirklich auf Allgemeinbildung angewiesen zum Teil. Und das war wirklich dann schon sehr interessant. Es hat natürlich wirkliche Fachleute gegeben, speziell beim Thema Musik halt. Die haben immens viel gewusst. Da ist man hingegangen und hat gefragt: „Du, was weißt du über Genesis“, oder so, ja. Mittlerweile ist das immer noch wichtig, viel zu wissen, aber du hast halt übers Internet jede Chance das sofort irgendwie zu kriegen.

Was sich natürlich auch geändert hat, ist die finanzielle Seite. Die hat sich auch geändert. Man hat vor Jahren natürlich wesentlich mehr verdient als das heute ist. Die Gehälter sind massiv zurückgegangen. In den Medienbetrieben hat man viel verdient früher. Das waren wirklich große Gehälter. Mittlerweile ist das sehr abgespeckt und ja, ich glaube auch nicht, dass sich das wieder ändern wird.

Jetzt sagst du, du musst als Moderatorin inhaltlich breit aufgestellt sein. Jetzt bist du aber nicht nur Moderatorin, sondern eben auch erfolgreiche Buchautorin. Wie wichtig ist es denn heutzutage, dass man sich beruflich breit aufstellt?

Ja, das ist halt schon wichtig. Es ist eine Branche, wo es oft Wechsel gibt, wo die Situation sich rasch ändert. Und das ist kein Job, wo man sagt, da bleibt man jetzt 30 Jahre in der gleichen Firma. Das gibt’s ja eh schon kaum mehr und in der Branche halt schon umso weniger. Es sind viele Freiberufler. Das heißt, da ist es schon wichtig, dass man vielleicht ein zweites Standbein hat, was auch immer das ist, um für den Fall der Fälle zumindest eine zweite Möglichkeit zu haben. Ich glaube, das ist halt in unserer Branche, in dieser kreativen Branche immer noch wichtig.

Dann bedanke ich mich einmal für die Fragen und möchte aber abschließend noch abseits des Inhaltlichen jetzt wissen: Was hält dich denn persönlich, bei dem was du tagtäglich tust, zusammen?

Ich glaube, es sind zwei Dinge. Zum einen natürlich meine Familie. Ja, also mein Mann und meine Kinder, die mich immer wieder erden. Besonders die  Kinder. Meine Söhne sind schon erwachsen, aber die finden da gar nix „Glitzer & Glamour“ an meinem Job, sondern da wird beinhart: „Was gibt’s zum Nachtmahlessen?“ „Das schmeckt mir nicht!“ Das heißt, man ist sehr sehr geerdet. Und es hat mir auch wirklich sehr oft geholfen.

Und viele Ex-Kollegen sagen oft: „Hörst, du warst immer so relaxed. Du bist so entspannt immer gewesen.“ Sag ich: „Ja, ich habe daheim einfach eine Familie gehabt. Für mich war der Beruf wichtig, aber nicht das Allerwichtigste.“ Ja. Das ist schon ein Unterschied. Ich habe da schon wirklich abschalten können, weil die Kinder haben etwas ganz anderes gefordert. Und das hat schon sehr geholfen. Und das hält einen auch zusammen, ja.

SylviaReimAutorin

Foto: © Sylvia Reim privat

Und das zweite ist: Was mir halt wichtig ist, ist auch Zeit für mich. Und das nehme ich mir auch. Und da war ich auch egoistisch genug, mir da wirklich am Tag, weiß ich nicht, eine halbe Stunde zu nehmen, wo ich lese. Das ist mir ganz wichtig. Wenn ich jetzt im Sommer, weiß ich nicht, zum Beispiel im Garten bin unter dem Apfelbaum, Buch vor der Nase, Kaffee daneben. Nur eine Viertelstunde. Dann ist es das, was ich brauche, für meine Balance und für meine Nerven und für mein Seelenleben. Und das nehme ich mir auch. Also da bin ich egoistisch genug. Diese Viertelstunde kämpfe ich mir irgendwie heraus und das ist ganz wichtig für mich.

Dann wünsche ich dir, dass du weiter in deiner Balance bleibst. Dankeschön!

Das Interview mit Sylvia Reim zum Nachhören:

Wer jetzt auch gerne die Autorin Sylvia Reim kennenlernen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu. Jeder, der einen Kommentar zum Interview hinterlässt, nimmt automatisch an der Verlosung von 3 eBooks von „Küss mich, bis ich Sterne seh!“ teil. Teilnahmeschluss ist am 10. Juli um 20:00 Uhr.

Teilnahmebedingungen: Die Teilnahme ist kostenlos. Über die/den Gewinner/in entscheidet das Los. Der/die Gewinner/in wird über die angegebene E-Mail-Adresse verständigt und hier in einem Kommentar genannt. Die angegebene E-Mail-Adresse wird nur für die Abwicklung der Buchverlosung verwendet und keinesfalls veröffentlicht. Teilnehmern stehen bezüglich deren Daten Auskunfts-, Änderungs-, Löschungs- und Widerrufsrechte zu. Alle Anfragen – die Verlosung betreffend – sind an mich zu richten.

Drei Fragen an Freitagen
Vorbilder haben den Anspruch, dass sie uns leiten, uns Anregung sind. Für Männer gibt es seit Jahrhunderten Rollenvorbilder zur Genüge, an denen sie sich orientieren können – oder eben nicht. Das ist gut so. Allerdings ist es auch hoch an der Zeit, Frauen mittels aktueller Biografien entsprechende Möglichkeiten für ihren Lebensweg aufzuzeigen. Diese wöchentliche Porträt-Reihe von Frauen widmet sich diesem Anliegen. „Drei Fragen an Freitagen“ stellt Frauen vor, die bereits über lange Jahre schreibend, sprechend und/oder in einem Medienberuf tätig sind und im Gespräch ihr Wissen weitergeben.

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